Die wohl außergewöhnlichste DSLM des Jahres: Fujifilm X-Pro3 im Test (2024)

X wie Xtravagant

|Von:Moritz Wanke

Die wohl außergewöhnlichste DSLM des Jahres: Fujifilm X-Pro3 im Test (1)

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Die Fujifilm X-Pro3 spaltet im Test die Lager. Unterm Strich behauptet sich die spiegellose Systemkamera als fantatisches Werkzeug mit stilsicherem Gehäuse, sehr guter Bildqualität und umfangreicher Ausstattung. Akkulaufzeit sowie Autofokus-Tempo überzeugen neben der flotten Serienaufnahme ebenfalls. Die klasse Filtersimulationen sowieso. Der Wegfall des Steuerkreuzes sowie die ungewöhnliche Display-Anordnung dämpft die Begeisterung allerdings ein wenig. Die Fujifilm X-Pro3 gehört sicherlich zu den sonderbarsten DSLMs des Jahres.

Fujifilm X-Pro3: Test der DSLM im Retro-Stil

Das hatten sich die Japaner für ihre Fujifilm X-Pro3 wohl etwas anders vorgestellt. Als die Enthüllung auf ihrer Hausmesse erfolgte, war die ansonsten so treue Fangemeinde gespalten: Während das eine Lager die Änderungen begrüßte, kam das andere Lager aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Was will die Fujifilm X-Pro3 mit dieser außergewöhnlichen Display-Anordnung bezwecken und für wen ist sie gedacht?

Die eine Seite nimmt ein gewöhnlicher Monitor ein, auf der anderen findet sich ein farbiger E-Ink-Bildschirm zur Anzeige von Einstellungen und der gewählten Filtersimulation. Allerdings liegt die Anordnung andersherum, als man es eigentlich erwarten würde. Denn um Aufnahmen zu kontrollieren oder Systemeinstellungen zu ändern, muss der Nutzer das Display erst um 180 Grad nach unten klappen. Eine Schwenkmechanik wie bei der X-A7, bei der sich das zur Seite ausgeklappte Display um die eigene Achse drehen und so andersherum wieder einklappen lässt, fehlt der Fujifilm X-Pro3. Das polarisiert, denn so gestaltet sich das Arbeiten mit der DSLM recht umständlich. Doch das ist nicht die einzige Designänderung, die insbesondere Besitzer eines der Vorgängermodelle zum Umgewöhnen zwingt.

Fujifilm X-Pro3: Für fortgeschrittene Fotografen

Zugegeben, die X-Pro-Linie gehört seit ihrem Debüt 2013 zu den anspruchsvolleren DSLMs. Die fehlenden Szenenprogramme, kaum vorhandene Automatiken sowie das umfangreiche Einstellungsmenü dürften Einsteiger vielfach abschrecken. Diese DSLM richtet sich an Fortgeschrittene und Profis, die wissen, was sie wollen und gerne selber Hand anlegen. Das unterstreichen vor allem die drei Einstellräder für Verschlusszeit, Lichtempfindlichkeit und Belichtungskorrektur am hochwertigen Titan-Magnesium-Gehäuse. Die Änderung der Blende erfolgt wie gewohnt am Objektiv selbst. Klar könnte man nun alle Einstellungen auf »A« für Automatik setzen und die Fujifilm X-Pro3 damit nötigen, die richtigen Parameter selbst zu wählen. Doch das will man ja eigentlich nicht. Zu viel Spaß bereitet es, die Räder zu drehen und damit die Kontrolle über Kamera und Bildgestaltung zu haben.

Wer daran keine Freude findet, sollte sich die X-T30 besorgen, bei der sich per Kippschalter kurzerhand ein vollautomatischer Modus aktivieren lässt. Folglich ist die Fujifilm X-Pro3 in den Händen von Fachkundigen und ehemaligen Analogfotografen am besten aufgehoben. Eben jenen Fotografen, bei denen es nicht Usus ist, nach jeder Auslösung die Aufnahme auf dem Display kontrollieren zu wollen – oder wie es neudeutsch lautet, zu „chimpen“. Dennoch erweist es sich als umständlich, jedes Mal das Display aufklappen zu müssen, wenn man zum Beispiel Einstellungen ändern oder die Übertragung per WLAN und Bluetooth aufs Smartphone anstoßen möchte.

Fotostrecke: Fujifilm X-Pro3 inkl. Praxis-Fotos

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Fujifilm X-Pro3: Upgrade für den Sucher

Natürlich steht auch noch der geniale Hybrid-Sucher im Messsucher-Stil zur Wahl. Genial deswegen, da dieser analoge und elektronische Elemente vereint. So kann der Fotograf einen optischen Motivfinder wählen, der mit seinem Leuchtrahmen die Parallaxen-Verschiebung anzeigt und damit eine ideale Motivgestaltung ermöglicht. Oder er wechselt durch ein kurzes Ziehen am Kippschalter auf der Vorderseite auf die elektronische und sehr helle OLED-Anzeige mit messerscharfen 3,69 Millionen Subpixeln und extrem flüssiger 200-Hertz-Bildwiederholrate. Der Vorteil wie bei jeder anderen DSLM: Bereits im Sucher erstrahlt das Motiv so, wie die Fujifilm X-Pro3 es abspeichert – mit 0,66-facher Vergrößerung (optisch: 0,5-fach) zudem etwas breitflächiger als bei der X-Pro2. Auch die Akkulaufzeit fällt mit maximal 880 Aufnahmen sowie 71 UHD-Videominuten deutlich länger aus. Fein.

Die elektronische Anzeige zu nutzen, erweist sich spätestens bei den insgesamt zehn Filtersimulationen als äußerst praktisch – siehe Fotostrecke. Schließlich eifern die Farbeffekte dem Stil der namensgleichen Analogfilme nach, darunter die neu hinzugekommene Simulation „Klassisch Schwarz“. Die leicht verblasste, rotstichige Farbmischung mit harten Kontrasten erinnert an Polaroids und günstige Farbfilme aus den 80er-Jahren. Das dürfte vor allem bei Fotografen der alten Schule regen Anklang finden und ist mitunter einer der Hauptgründe, zur Fujifilm X-Pro3 zu greifen.

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Fujifilm X-Pro3: Leicht verbesserte Bildqualität

Denn auf technischer Seite hat sich zwar ebenfalls einiges getan, allerdings bleibt der große Aha-Effekt aus. Die vierte und neueste X-Trans-Sensor-Generation zeichnet Fotos im APS-C-Format auf, dazu DCI-4K-Videos mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde und 200 MBit, doch der große Sprung bei der Bildqualität bleibt aus. Die Kantenschärfe steigt mit 2.231 Linienpaaren pro Bildhöhe nur um etwas mehr als 100 Linienpaare. Die Texturtreue respektive Detailwiedergabe fällt nahezu unverändert aus, das Bildrauschen hat im Vergleich zur X-Pro2 etwas zugenommen. Für die Praxis bedeutet das also zwei Megapixel größere, aber qualitativ nahezu identische Aufnahmen, die bis ISO 6.400 ohne nennenswerte Verluste nutzbar sind.

Übrigens fahren Fotografen gut damit, wenn sie der internen RAW-Verarbeitung gegenüber externen Programmen den Vorzug geben. Da X-Trans-Sensoren einen anderen Aufbau als gewöhnliche Bayer-Chips besitzen, straucheln Lightroom und Co. bei der Umrechnung ins JPEG-Format. Schärfe und Mikrokontraste wirken bei in der Kamera verrechneten Aufnahmen deutlich besser. Entsprechend sah sich Fujifilm bereits vor über einem Jahr dazu veranlasst, mit dem kostenloses Programm „X RAW Studio“ eine hauseigene Lösung anzubieten. Die X-DSLM wird dazu via USB an PC oder Mac gestöpselt – und schon kann man die RAWs vom PC aus mithilfe der Kamera in JPEGs konvertieren. Alternativ steht in der Kamera ein recht umfangreicher RAW-Konverter bereit, der jetzt auch die Umwandlung in TIFF-Dateien erlaubt.

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Fujifilm X-Pro3: Brauchbarer Augen-Autofokus

Gegenüber dem neuen Bildsensor wirken andere Verbesserungen entschieden fundamentaler. Allen voran die Serienaufnahme, die mit 11,1 Bildern pro Sekunde erstaunlich flott arbeitet. Die unbeschränkte Anzahl an JPEGs sowie 39 RAWs pro Sekunde unterstreichen das sportliche Tempo. Und auch die 425 Fokusfelder beinhalten ein paar wichtige Optimierungen. Zwar nicht in erster Linie beim Tempo, das mit etwa 0,4 Sekunden Auslöseverzögerung sowohl bei Tages- als auch Schwachlicht ausreichend schnell ist.

Allerdings reagieren die Felder nun deutlich empfindlicher – sogar bei -6 LW ab Blende f/2,8 arbeitet die automatische Scharfstellung treffsicher und präzise. Zudem erweisen sich Schärfenachverfolgung und Augen-Autofokus als deutlich genauer. Bei Kindern scheint sich die Fujifilm X-Pro3 dagegen noch schwerzutun, denn sie erkennt deren Augen nicht immer. Doch auch wenn der Augen-AF noch nicht das Niveau von modernen Sony-DSLMs erreicht – es geht bei Fujifilm in die richtige Richtung. Vielleicht wird bei kommenden Firmware-Updates diese Funktion ausgebaut? Wünschenswert wäre es.

Fotostrecke: Fujifilm X-Pro3 inkl. Praxis-Fotos

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Fujifilm X-Pro3: (K)ein Kreuz schlagen

Positiv fällt auch die Beschleunigung bei den SD-Kartenfächern auf, denn fortan arbeiten beide Schächte mit dem rasanten UHS-II-Standard und liefern Datenraten von theoretisch bis zu 300 MByte pro Sekunde. Der Wechsel von Micro-USB auf USB Typ-C klingt ebenfalls positiv, außerdem lässt sich darüber die Kamera aufladen bzw. ein Kopfhörer anschließen. Dass Fujifilm beim Mikrofoneingang allerdings weiterhin auf die eher ungewöhnliche 2,5er-Klinke setzt, verwundert doch ein wenig.

So wie auch der Wegfall des Steuerkreuzes. Sich im Systemmenü oder innerhalb der Bildergalerie per Mini-Joystick oder Wischgeste auf dem Touchscreen zu bewegen, daran kann man sich gewöhnen. Dass dadurch allerdings vier Funktionstasten ebenfalls über die Klinge springen, dagegen weniger. Die übrig gebliebenen drei »Fn«-Tasten sind für manchen Fotografen zu wenig; den Weg über den Touchscreen zu gehen, um vier weitere Funktionen zu aktivieren, ist eigentlich indiskutabel. Schließlich muss der Fujifilm-X-Pro3-Nutzer – wir erinnern uns – dafür erst den Bildschirm ausklappen.

Fujifilm X-Pro3: Nicht für jeden

Entsprechend hinterlässt die X-Pro3 gemischte Gefühle. Zwar kommt die DSLM mit allerhand wichtigen Neuerungen im Vergleich zum Vorgängermodell. Ein paar Designelemente erweisen sich allerdings mehr als Rück- denn als Fortschritt. Sicherlich ist das E-Ink-Display ein interessantes und herausstechendes Merkmal. In der Praxis bringt es allerdings wenig. Sich aktuelle Einstellungen anzeigen zu lassen, wirkt angesichts der vielen Einstellräder etwas aufgesetzt; sich die gewählte Filtersimulation anzeigen zu lassen eher wie eine Spielerei. Zudem stört, dass durch den Wegfall des Steuerkreuzes auch vier Funktionstasten fehlen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die Fujifilm X-Pro3 erweist sich als hervorragende Kamera mit sehr guter Bildqualität, tollen Funktionen und charmantem Gehäuse im Stil einer Analogkamera. Aber das gilt bereits für die X-Pro2. Entsprechend schwer fällt es, zum Wechsel zu raten. Und rund 1.900 Euro berappen, nur um eine neue Filtersimulation sowie dezente Optimierungen bei Sucher, Autofokus und Serienaufnahme zu erhalten? Eher nicht. Wer aber noch keine X-Pro-Kamera besitzt, dürfte wohl zum neueren Modell greifen. Und wer dann noch weitere 200 Euro drauflegt, bekommt die robuste „Dura“-Edition mit laut Hersteller zehnmal härterem Gehäusematerial in Schwarz-Grau und Schwarz-Silber.

Bestenliste: Alle Fujifilm-X-Objektive im Test

Fotostrecke: Fujifilm X-Pro3 inkl. Praxis-Fotos

Gleicher Bildsensor, größerer OLED-Sucher sowie schnellere Serienaufnahme: Die X-T3 serviert ähnliche Leistung zum günstigeren Preis.

Gleicher Bildsensor mit praktischen Automatik-Modi, die sich insbesondere an Einsteiger richten, die dennoch großen Wert auf sehr gute Bildqualität legen: Die X-T30 erfüllt sowohl kleine wie auch große Ansprüche.

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Über die verfassende Person

Moritz Wanke leitete als Chefredakteur die Foto-Fachmagazine CHIP FOTO-VIDEO und N-Photo. Dabei begeistert er sich schon seit Analogzeiten für die Fotografie, insbesondere im People-Bereich. Seine Schwerpunkte liegen auf Test und Technik von Kameras sowie Foto-Zubehör.

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