Vulkane auf der Venus sind noch aktiv – Forscher finden „stichhaltige Beweise“ (2024)

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Von: Tanja Banner

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Vulkane auf der Venus sind noch aktiv – Forscher finden „stichhaltige Beweise“ (1)

Die Venus ist nicht nur ein Planet mit extremen Bedingungen, sondern auch vulkanisch aktiv. Forscher haben nun den Beweis dafür erbracht.

Pescara – Die Venus ist der Nachbarplanet der Erde, doch vieles auf ihm ist der Forschung noch unbekannt. Unter anderem, ob die Vulkane, von denen es auf der Venus einige gibt, noch aktiv sind. Vulkanische Gase in der Atmosphäre des Planeten deuten darauf hin – doch Beweise dafür gab es lange Zeit keine. Eine aktuelle Studie liefert nun jedoch den eindeutigen Beweis: Die Venus ist nach wie vor vulkanisch aktiv.

Ein italienisches Forschungsteam hat diese Entdeckung gemacht, indem es Archivdaten der Nasa-Mission „Magellan“ analysierte. Diese Raumsonde umrundete die Venus von 1990 bis 1994 und erstellte dabei eine Karte von 98 Prozent der Planetenoberfläche – bis heute ist es die detaillierteste Karte der Venus.

Auf der Venus gibt es offenbar noch aktive Vulkane

„Anhand dieser Karten zeigen unsere Ergebnisse, dass die Venus möglicherweise weitaus vulkanischer aktiv ist als bisher angenommen“, sagt der Wissenschaftler Davide Sulcanese von der Universität d‘Annunzio in Pescara. „Durch die Analyse der Lavaströme, die wir an zwei Orten auf dem Planeten beobachtet haben, haben wir entdeckt, dass die vulkanische Aktivität auf der Venus mit der auf der Erde vergleichbar sein könnte.“ Sulcanese hat die Studie geleitet, die im Fachjournal Nature Astronomy veröffentlicht wurde.

Bereits 2023 konnte ein anderes Forschungsteam Veränderungen an einem Vulkan in den „Magellan“-Daten feststellen. Es handelte sich um den ersten direkten Beweis für eine vulkanische Eruption auf der Venus. Für die aktuelle Studie untersuchte das italienische Forschungsteam die Vulkane Sif Mons und den westlichen Teil der Region Niobe Planitia, wo es mehrere Vulkane gibt.

Zwischen 1990 und 1992 müssen zwei Venus-Vulkane ausgebrochen sein

Das Forschungsteam stellte fest, dass in den Aufnahmen von 1992 Veränderungen zu sehen waren, die die Wissenschaftler als die Entstehung von neuem Gestein deuten. Es handelt sich dabei wohl um fest gewordene Lava, die bei vulkanischer Aktivität zwischen 1990 und 1992 entstand. „Wir interpretieren diese Signale als Ströme entlang von Hängen oder vulkanischen Ebenen, die sich wie eine Flüssigkeit um Hindernisse wie Schildvulkane herum bewegen können“, erklärt Co-Autor Marco Mastrogiuseppe von der Sapienza-Universität Rom in einer Mitteilung.

Die Venus – beinahe ein Zwilling der Erde

Die Venus ist der direkte Nachbarplanet der Erde und teilt sich einige Ähnlichkeiten mit unserem Planeten: Beide sind etwa gleich alt, ähnlich groß und zählen zu den Gesteinsplaneten. Doch hier enden die Parallelen. Im Gegensatz zur Erde, die von Wasser und Leben erfüllt ist, präsentiert sich die Venus als extrem unwirtlicher Ort. Sie weist Oberflächentemperaturen von rund 500 Grad Celsius auf, außerdem herrscht ein Druck, der 90 Mal höher als auf der Erde ist. Das Wasser, das die Venus einst besessen haben muss, ist längst verschwunden.

Die Gluthölle Venus ist von einer undurchdringlichen Wolkenschicht umgeben, die etwa 20 Kilometer dick ist und hauptsächlich aus Schwefelsäure besteht. Auch etwas Sauerstoff wurde darin nachgewiesen. Die Oberfläche des Planeten ist von zahlreichen Vulkanen gezeichnet, die offenbar teilweise noch aktiv sind, wie die neue Studie zeigt.

„Nachdem wir andere Möglichkeiten ausgeschlossen hatten, ist unsere beste Interpretation, dass es sich um neue Lavaströme handelt“, sagt Mastrogiuseppe. Laut Forschungsteam entstand durch den Ausbruch von Sif Mons eine Fläche von 30 Quadratkilometern neuen Lavagesteins. Die Eruption in Niobe Planitia produzierte sogar 45 Quadratkilometer neues Lavagestein. Zum Vergleich: Beim Ausbruch des Vulkans Mauna Loa auf Hawaii entstanden 2022 mehr als 83 Quadratkilometer Lavagestein.

Venus-Studie „erhöht die Spannung für zukünftige Missionen zur Venus“

Scott Hensley, der an der Venus-Studie von 2023 beteiligt war, betont: „Diese aufregende Arbeit liefert ein weiteres Beispiel für vulkanische Veränderungen auf der Venus durch neue Lavaströme, die die von Dr. Robert Herrick und mir im letzten Jahr gemeldeten Schlotveränderungen ergänzen.“ Der Wissenschaftler ist sich sicher: „Dieses Ergebnis, zusammen mit der früheren Entdeckung der heutigen geologischen Aktivität, erhöht die Spannung in der Gemeinschaft der Planetenwissenschaftler für zukünftige Missionen zur Venus.“

Nasa will Raumsonde „Veritas“ zur Venus schicken

Anfang der 2030er Jahre will die Nasa, die Mission „Veritas“ zur Venus zu schicken, um den Planeten genauer zu untersuchen. Suzanne Smrekar, die leitende Forscherin für „Veritas“, begrüßt die neuen Forschungsergebnisse: „Diese neuen Entdeckungen jüngster vulkanischer Aktivität auf der Venus durch unsere internationalen Kollegen liefern stichhaltige Beweise für die Art von Regionen, die wir mit ‚Veritas‘ anvisieren sollten, wenn die Raumsonde auf der Venus ankommt.“

Vulkane auf der Venus sind noch aktiv – Forscher finden „stichhaltige Beweise“ (2)

Die Raumsonde, die zur Venus aufbrechen soll, soll unter anderem Daten liefern, die hochauflösender sind, als die alten „Magellan“-Bilder. Smrekar freut sich: „Der Nachweis von Aktivitäten, selbst in den niedriger aufgelösten Magellan-Daten, erhöht das Potenzial, unser Verständnis dieser rätselhaften Welt zu revolutionieren.“ (tab)

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